Mafiosi infiltrieren den Broadway

Verspätete Literaturkursaufführung an der Gesamtschule Gänsewinkel

Pressemitteilung vom 22.08.21

Wenn man mal im Literaturkurs in der Oberstufe Theater gespielt hat, dann erinnert man sich sein Leben lang daran. Diese besondere Erfahrung ist geprägt vom Kennenlernen neuer Stärken, von der Entwicklung des Selbstbewusstseins, von Teamwork und einer Menge Spaß. Gerade deswegen hat der Literaturkurs an der Gesamtschule Gänsewinkel eine lange Tradition. Die jährliche Aufführung am Ende des Schuljahres bildet den Höhepunkt der Theaterarbeit. Diese Premiere konnten die Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses nun nachholen.

Vor einem Jahr startete der Literaturkurs unter der Leitung von Sina Weber unter Pamdemiebedingungen. Die Hygieneregeln mussten befolgt, Masken getragen, Abstände eingehalten und so manches Spiel umgewandelt werden. Die 22 Schülerinnen und Schüler zeigten sich aber von Anfang an begeistert und liebten die Abwechslung, die das Fach ihnen zum Schulalltag bot. Bereits vor Weihnachten stand fest, welches Stück es werden sollte: „Bullets over Broadway“, eine Komödie von Woody Allen. Die Rollen wurden verteilt und der Text wurde gelernt. Als dann der Präsenzunterricht im Januar ausgesetzt wurde, fanden die Proben digital statt. Man las den Text und behandelte Intonation und Mimik in Videokonferenzen, später wurden die heimischen Zimmer zur Bühne und man bewegte sich auch darin. Doch all das konnte reale Proben nicht ersetzen. Während des Hybridunterrichts kam danach immer nur die Hälfte des Kurses zur Schule. Eine besonders witzige aber auch herausfordernde Phase, wie sich Literaturkurslehrerin Sina Weber erinnert: „Wir haben die Kinder von zu Hause aus dazu geschaltet, sie auf einzelne iPads in Videokonferenzen geholt und diese durch den Raum getragen“. Als schließlich die Schauspielenden in voller Kursstärke in den Klassenraum zurückkehrten blieb nicht mehr viel Zeit. „Der Kurs hat die ganze Zeit einen so starken Willen gehabt, das Stück am Ende zu präsentieren, dass immer klar war, dass es eine Aufführung geben muss“, erzählt Marie Schmalor, die als Referendarin den Kurs begleitete. Die Generalprobe vor den Ferien fand bereits vor Stufenmitgliedern statt, doch das konnte keine richtige Aufführung ersetzen, zu der auch die Eltern kommen durften. Nach den Sommerferien war es endlich so weit: „Bullets over Broadway“ wurde in zwei Tagen erneut einstudiert, ein einziges Mal mit Technik und Kostümen geprobt und am Freitagabend ausgewählten Familienmitgliedern, Freundinnen und Freunden sowie Lehrerinnen und Lehrern präsentiert.

Die Geschichte des schwungvollen Theaterstückes wurde in 90-Minuten rasant erzählt: Der noch unbekannte Autor David Shayne (neurotisch auf den Punkt verkörpert von Schulsprecherin Berin Kurtbas) versucht mithilfe finanzieller Unterstützung des Mafiabosses Nick Valenti (feinsinnig gespielt von Tjark Böckelühr) ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen und den Durchbruch am Broadway zu schaffen. Der einzige Haken: Neben den bereits extravaganten Schauspielerinnen und Schauspielern, wie Diva Helen Sinclair (erstklassig performt von Lisa-Mari Bartmann) muss der Regisseur nun auch noch die untalentierte Geliebte des Mafiosos (süffisant dargestellt von Nikol Ganzvind) in das Theaterstück einbeziehen. Deren Leibwächter Cheech (Colin Fieber mit trocken-kühlem Humor) birgt jedoch für das Theaterstück ungeahntes Potential. „Alle Rollen haben mich gleichermaßen begeistert“, sagt Schulleiterin Eva Graß-Marx „Es war, als wäre jede und jeder Einzelne perfekt für die Rollen dieses Stückes“. Auch das restliche Publikum war vollends eingenommen von der Leistung der jungen Darstellerinnen und Darsteller und bedankte sich am Ende mit viel Applaus. „Es ist immer wieder faszinierend, wie man die Kinder, die man sonst im Unterricht sieht, auf der Bühne völlig verwandelt erlebt!“, meint Matheus Herman und spricht damit vielen seiner Kolleginnen und Kollegen aus der Seele. An dieses Erlebnis werden sich die Schülerinnen und Schüler des Kurses sicherlich ihr Leben lang erinnern.